Ausgehendes 18. Jahrhundert bis 1920

Ab dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts lässt sich das Hervorgehen ziviler Laien-Bläsergruppen aus den Pfarrmusiken deutlich nachvollziehen. Der oftmals nahtlose und sich über einen längeren Zeitraum hinstreckende Übergang der ausschließlich kirchlichen Aufgaben verpflichteten Pfarrmusiken in unabhängige, vereinsmäßig organisierte “Türkische Musiken” und schließlich in Musikkapellen beinhaltet jedoch objektive Schwierigkeiten bei der Festlegung genauer Gründungsdaten.

Von den heute 210 aktiven Mitgliedskapellen des VSM datieren achtzehn Vereine ihre Gründung vor 1814, 107 zwischen 1814 und 1914. Lediglich zwei dieser achtzehn “ältesten” Musikkapellen (Kastelruth,1796 und Brixen, 1801) [1]  bringen ihre Entstehung mit den Schützen, also mit militärischen Gegebenheiten, in Zusammenhang.
Außergewöhnliche Bildquellen zur ältesten der wenigen bekannten zivilen Musikbanden dieser frühen Zeit stammen aus dem Jahre 1790 und ist im Stadtmuseum von Bozen verwahrt.
Zwei Erinnerungsbilder zum Einzug der Kaiserin Maria Luise in Bozen stellen die Bande der städtischen Schützenkompanie dar. Die einheitlich in Tracht gekleideten Musiker sind in fünf Reihen zu je vier Mann ausgerichtet und an der Spitze der Formation marschiert ein Tambourmajor mit Tambourstab.
Die Bilder stellen “… diese Musikkapelle in einer Form dar, die der Zeit vorauszueilen scheint…An Instrumenten erkennt man Trompeten, Waldhörner, Klarinetten, Fagott, zwei Trommeln und Tschinellen.”[2]

1817 berichtet Johann Baptist Gänsbacher (1778 – 1844) in den “Denkwürdigkeiten aus meinem Leben”[3] von der Aufführung einer von ihm komponierten Kantate zur Erbhuldigung in Bozen: “Eine Harmoniemusieck von Dilettanten bestand und übte sich schon seit Jahren. Diese in Verbindung mit dem Pfarrchor und den übrigen Dilettanten bildeten daher ein ganz treffliches Orchester.”
Gänsbacher, der 1815 mit der Aufstellung der ersten Militärmusik der Tiroler Kaiserjäger betraut worden war, schuf an die 30 Kompositionen für verschiedenste Bläserbesetzungen.

Ab etwa 1815 finden sich immer häufiger und aus den verschiedenen Landesteilen Nachrichten von neu entstandenen Musikbanden. Zwar bedingt das Fehlen systematisch geführter Chroniken vielfach nach wie vor gewisse Unsicherheiten in der Festlegung des jeweiligen Gründungsjahres, aber in den meisten Fällen sind die zeitlichen Zusammenhänge zwischen der ersten urkundlichen Erwähnung und der effektiven Gründung deutlich zu erkennen.
Die enge Bindung an die Kirche bleibt auch in den folgenden Jahrzehnten ein Wesensmerkmal der Blasmusik-Entwicklung in Südtirol. Die Mitgestaltung von Prozessionen und anderen kirchlichen Anlässen bleibt noch Jahre lang die Hauptaufgabe der Musikvereine, die vom Klerus in vielen Fällen maßgeblich gefördert und unterstützt wurden, der aber gleichzeitig auch sehr streng darüber wachte, dass sich die Musikanten “nicht den Entartungen der weltlichen Tanzmusik hingeben, oder gar die Instrumente, die der Kirche gehören, für das weltliche Musizieren gebrauchen.”[4]

Etwa um 1870 geriet die Symbiose Kirche-Blasmusik durch den Cäcilianismus teilweise arg ins Wanken. Diese Reformbewegung hatte es sich zum Ziel erkoren, die allgemein übliche “anspruchslose instrumentale Kirchenmusik”[5] gründlich zu überwinden. Ernst Knapp schreibt dazu in seinem Werk “Kirchenmusik Südtirols”: “Zu Recht wurde jene Richtung missbilligt, welche die Kirchenmusik allzu sehr in den Ausdrucksbereich der weltlichen Instrumental-, vor allem der Opernmusik gerückt hatte…Weitere Verfallserscheinungen waren die Verwendung trivial-banaler Melodien im Tanz- und Marschcharakter. Zu Beginn eines Hochamtes wurden Intraden und am Ende sogar sogenannte “Tusche” und Trommelwirbel (bei der Intonation des Gloria) gespielt.”[6]
Zwar lösten die folgenden Weisungen des bischöflichen Ordinariates die bisherige enge Verbindung von Kirche und Musikkapelle nicht ganz auf, verbannte aber letztere aus dem Kirchenraum und beschränkte die Mitwirkung der Musikanten an religiösen Veranstaltungen auf die Prozessionen.
Diese doch drastische Einschränkung ihres bisherigen Aufgabenfeldes hat sicherlich viele Kapellen bewogen, sich verstärkt nach neuen Auftrittsmöglichkeiten um zu sehen.
Zudem brachten um 1880 die Feuerwehren als bestens organisierte und aufgrund des Vereinsrechtsgesetzes von 1867 auf solider rechtlicher Grundlage stehender Vereine ein neues Entwicklungsmoment auch für die Musikkapellen ins Spiel. Innerhalb der Wehren und als Teile dieser Organisationen wurden Musikkapellen gegründet oder sistierte reaktiviert.

Systematische Aufzeichnungen zum Spielgut der Musikkapellen im 19. Jahrhundert oder gar geordnete Archive sind bei den Südtiroler Musikkapellen kaum vorhanden.
Die diesbezüglich ebenfalls eher spärlichen Hinweise in den in den vergangenen Jahren recht zahlreich erschienen Festschriften, sowie Forschungsergebnisse aus anderen Teilen Alt-Österreichs lassen jedoch den Schluss zu, dass sich das Repertoire hauptsächlich aus Märschen, Walzern und Polkas sowie aus Operetten- und Opernbearbeitungen, meist in Potpourri-Form, zusammensetzte.
Bemerkenswerte erste Schritte hin zu Originalkompositionen für Harmoniemusik, die den vorhin genannten formalen Rahmen sprengen, setzte der Kirchenmusiker Franz Schöpf (1836 – 1915), der 1863 maßgeblich an der Gründung des Cäcilien-Verbandes beteiligt gewesen war und von 1854 bis 1859 die Musikkapelle Partschins leitete. 1866 schuf er die “Jubel-Ouverture für große Harmonie” und die “Fest-Ouverture in As”.
Vor Schöpf war Matthäus Nagiller (1815-1874), der in Paris als Lehrer am Konservatorium und als Komponist große Erfolge feierte, Kapellmeister in Partschins. Seine Werke für Harmoniemusik sind allerdings verschollen.

Erster Weltkrieg bis 1948

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges bewirkte eine radikale Zäsur in der Entwicklungsgeschichte des Südtiroler Blasmusikwesens. Zwar konnten alle Musikkapellen, die im Verlauf des Krieges ihre Tätigkeit einstellen mussten, nach 1918 wieder reaktiviert werden, ja es kam in den 1920er-Jahren sogar zu Zahlreichen Neugründungen [7] , aber die – durch die Annexion Südtirols durch Italien und die folgende Machtergreifung durch den Faschismus – völlig veränderte politische Lage hatte alsbald tief greifende Auswirkungen auf das Kulturleben im Allgemeinen und auf das Vereinswesen im Besonderen.
Die Anpassung der Konzertprogramme an das staatliche Kulturempfinden durch vermehrte Aufnahme von Bearbeitungen italienischer Opern und die teils skurrilen Versuche zur Verschleierung der Weiterverwendung des traditionellen tirolisch-österreichischen Repertoires durch Titeländerungen sowie der fallweise Anschluss an die nationale Freizeitorganisation “Opera Nazionale Dopolavoro” ermöglichten zunächst noch einer ganzen Reihe Musikkapellen den Weiterbestand.

In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre nahm der politische Druck jedoch zu und führte bis 1939 zur Auflösung vieler Musikkapellen. Weitere Vereine mussten während des Krieges infolge der Umsiedlung und der Einberufung ihre Tätigkeit einstellen. Ab 1943 kam es nach dem deutschen Einmarsch unter dem Zeichen des Hakenkreuzes zu einer kurzen Konjunktur der Blasmusik.

Von der Gründung des VSM bis heute

1948 erfolgte die Gründung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen, und damit wurde eine völlig neue Ära in fachlich-musikalischer, ausbildungsmäßiger und auch organisatorischer Hinsicht eingeleitet.
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges hatten im Wesentlichen zwei österreichische Institutionen die Grundlagen für die musikalische Ausrichtung der Musikkapellen gebildet: es waren dies zum einen die Lehrer, die als “Musikkundige” vielfach sowohl als Organisten und Chorleiter als auch als Kapellmeister tätig waren und auf diese Weise das gesamte Musikleben in der Gemeinde entscheidend prägten, und zum anderen waren es die Militärkapellen, die eine nachhaltige Vorbildfunktion in Stil- und Besetzungsfragen ausübten und zudem ein großes Reservoir an bestens ausgebildeten Musikern bildeten.

Nach der faschistischen Machtübernahme 1922 wurde das Schulwesen umgehend planmäßig italianisiert und für die vormals auf hohem musikalischen Standard wirkenden österreichischen Regimentskapellen bot die zwar ebenfalls auf bemerkenswertem Niveau musizierende Veroneser Korpskapelle, bei der doch einige Südtiroler Musikanten ihren Militärdienst ableisteten, dennoch keinen vollwertigen Ersatz.

So galt es nach dem Kriege der prekären Situation mit der Schaffung geeigneter, praxis- und bedarfsbezogener Strukturen entgegenzuwirken. Durch die Einbeziehung von Fachleuten auch von außerhalb des Verbandes und die Kontaktaufnahme mit bereits bestehenden Verbänden und Organisationen aus ganz Europa wurde auf der Grundlage einer gediegenen Organisation nach und nach ein Konzept entwickelt und verwirklicht, das Ausdruck weitläufiger volksbildnerischer Intentionen war und ist.

Neben dem organisatorischen Aufbau galt es vor allem in den Bereichen der Aus- und Weiterbildung der Kapellmeister und der Musikanten sowie in der Repertoire-Erneuerung tätig zu werden. Der zu diesem Zwecke erarbeitet Bildungsplan wurde im Laufe der Jahre aktuellen Erfordernissen und neuen Gegebenheiten mehrfach angepasst.

Der Bildungsplan beinhaltet u.a. die Richtlinien für

das Bildungsangebot für Bläser und Schlagzeuger

die Kapellmeisterausbildung

die Jugendarbeit

die Musik in Bewegung

die Funktionärsausbildung

1977 waren die in den 1960er Jahren vom privaten Südtiroler Kulturinstitut ins Leben gerufenen Musikkurse an das vom Land Südtirol gegründete Institut für Musikerziehung übergegangen, das in der Folge ein flächendeckendes Netz von Musikschulen aufbaute und im Verlauf der Jahre in immer größerem Ausmaß die instrumentale und theoretische Grundausbildung des Bläser- und Schlagzeugernachwuchses übernahm. Heute erhalten über

90 % der Jungmusikanten ihre Ausbildung an den Musikschulen des Landes.

Im Zuge einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen VSM und den Musikschulen erfolgt zudem seit einigen Jahren die Vorbereitung auf den Erwerb der Jungmusiker-Leistungsabzeichen in den drei Leistungsstufen Bronze Silber und Gold im Rahmen des Unterrichts an den Musikschulen. Auch wird an fünf Standorten ein mehrsemestriges Kapellmeisterseminar angeboten.

Nach mehrjährigen Bemühungen konnte zudem 2011 die Einführung eines regulären Studienganges für Blasorchesterleitung am Konservatorium in Bozen erreicht werden.

Beide Initiativen, die Kapellmeister-Seminare an den Musikschulen und der Studiengang am Konservatorium, sind Bestandteile eines umfassenden Konzeptes zur Kapellmeister-Ausbildung, das ergänzend zu den genannten Angeboten ein auf sechs Unterrichtseinheiten ausgelegtes Coaching für aktive Kapellmeister und eine jährliche Dirigenten-Werkstatt umfasst.

Der Anteil der unter Dreißigjährigen bei den nahezu 10.400 Mitgliedern in den Südtiroler Musikkapellen liegt derzeit bei etwas mehr als 50 %. Daraus ergibt sich ganz deutlich die Notwendigkeit, der Jugendarbeit verstärktes Augenmerk zu schenken.

Darum bemüht sich das Jugendreferat mit einer ganzen Reihe von Initiativen, wie den Prüfungen zum Erwerb des Leistungsabzeichens, den Jungbläserwochen, der Förderung von  „Musik in kleinen Gruppen“ und der Jugendkapellen, die beiden letzteren vor allem durch die im Zweijahresrhythmus abgehaltenen Wettbewerbe.

 

Ergänzend zum Aus- und Weiterbildungsangebot, das sich vor allem an den Bedürfnissen des unteren und mittleren Leistungsfeldes des Bläsernachwuchses orientiert, soll mit den jährlichen Orchesterwochen und den abschließenden Konzerten des Südtiroler Jugendblasorchesters auch höheren musikalisch-künstlerischen Ansprüchen Rechnung getragen werden. Ziel dieses Unternehmens ist es, gut ausgebildeten, talentierten und musizierfreudigen jungen Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit zu geben, sich unter der Leitung eines renommierten Dirigenten und hoch qualifizierter Lehrkräfte mit interessanter, sinfonischer Blasorchesterliteratur eingehend auseinandersetzen zu können. Ähnliche Zielsetzungen verfolgt auch das Euregio-Jugendblasorchester mit der grenzüberschreitenden Beteiligung von jungen Musikern aus Südtirol, dem Trentino und dem Bundesland Tirol.

Die jährliche Südtiroler Bläserwerkstatt bietet individuelle musikalische Betreuung für aktive Musikanten und dient der Förderung des Musizierens in der kleinen Gruppe.

Ein dreistufiger Ausbildungskurs für Stabführer, dessen erfolgreicher Besuch durch das Stabführerabzeichen bestätigt wird, runden das umfassende und facettenreiche musikalisch-fachliche Schulungsprogramm ab.

Zu Beginn des Jahres 2018 startete mit der Veranstaltungsreihe „Motiviert und fit“ die neu konzipierte Funktionärsausbildung. In zahlreichen, frei auszuwählenden Modulen werden sowohl bereichsübergreifende als auch fachspezifische Inhalte vermittelt, die allen Führungskräften konkrete Hilfestellungen und wertvolle Anregungen für die Ausübung ihrer jeweiligen Funktionen bieten will.

Ein weiterer Ansatzpunkt erneuernder Kulturarbeit ist das Spielgut, dessen Aktualisierung vom Verband von allem Anfang an mit Nachdruck gefordert und gefördert worden ist.
Über die verbandseigene Notengemeinschaft, eine Art Noten-Einkaufsgenossenschaft und über energisch auferlegte Vorgaben bei Verbandsveranstaltungen wurde bis etwa 1970 der Nährboden für eine Neuorientierung bereitet.

Mittlerweile sind in diesem Bereich vom VSM bereits mehrfach konkrete Impulse in Form von Kompositionswettbewerben oder Kompositionsaufträgen zu bestimmten Anlässen ausgegangen und haben dazu geführt, dass Werke von zahlreichen wichtigen europäischen Blasmusikkomponisten bei Verbandsveranstaltungen uraufgeführt wurden. Darüber hinaus haben sich so gut wie alle einheimischen Komponisten teils mehr, teils weniger, mit dem Genre Blasmusik befasst.

 

Den Rahmen, in dem diese Bemühungen um eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Blasmusikrepertoires wirksam werden sollen, bilden die öffentlichen Verbandsveranstaltungen. Hier sind an erster Stelle die Landesmusikfeste zu nennen, die im Fünfjahresrhythmus veranstaltet werden. In festlichen Konzerten wird dabei die Vielfalt bläserischer Ausdrucksformen aufgezeigt und werden nachahmenswerte Aufführungsmodelle vorgestellt. In öffentlichen Wertungsspielen erhält ein breites Publikum Einblick in die Arbeit des Verbandes und seiner Mitgliedskapellen.

Die Suche nach unverbrauchten musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten hat in den letzten Jahren auch einzelne engagierte Kapellen dazu veranlasst, zu besonderen Festlichkeiten Kompositionen in Auftrag zu geben.

 

Als Impulsgeber für eine kontinuierliche und zeitgemäße Weiterentwicklung der Blasmusik und als Anregung zu deren Vernetzung mit anderen kulturellen Bereichen soll der seit 2014 alle drei Jahre vergebene Blasmusikpreis des Landes Südtirol wirken. Dabei werden jeweils fünf Musikkapellen für ihre beständigen Bemühungen um musikalische und organisatorische Qualitätsverbesserung sowie für besonders zukunftsfähige Projekte mit einem vom Land Südtirol zur Verfügung gestellten Geldpreis ausgezeichnet.

Den Rahmen für diese öffentliche Anerkennung innovativen Engagements bilden die Südtiroler Blasmusiktage, die sich, 2007 als „Sepp-Thaler-Musiktage“ initiiert, nunmehr als „Forum für Kapellmeister, Dirigenten, Musiker und Musikkapellen“ mit Fachtagungen, Diskussionsforen und Konzerten selbst Anstöße zu neuen Ideen geben wollen.

Ein bestimmendes Element in der Entwicklung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen war die vom Moment seiner Gründung an intensivst gepflogene internationale Zusammenarbeit.
Die Einbindung des VSM in Organisationen wie den “Österreichischen Blasmusikverband”, den „Internationalen Musikbund CISM“ und die “Internationale Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik”, die Kontakte zu zahlreichen Blasmusikexperten in ganz Europa und besonders zu den Verbänden in Italien, Deutschland der Schweiz und auch darüber hinaus brachten und bringen noch immer vielfältige neue Impulse nach Südtirol.

Im Verband Südtiroler Musikkapellen sind 210 Musikkapellen [8] mit ihren rund 10.400 Mitgliedern zusammengeschlossen. Die starke Verankerung der Musikkapellen im öffentlichen Leben unseres Landes spiegelt sich in den Aufführungszahlen wider: pro Jahr gestalten die Musikkapellen an die 2.000 Konzerte und wirken bei weiteren 3.400 Auftritten im Dienste der Gemeinden, bei kirchlichen Anlässen, bei Ständchen und Beerdigungen mit.

Die Probenarbeit umfasst durchschnittlich 70 bis 75 Proben pro Jahr und Kapelle. Eine durchschnittliche Südtiroler Kapelle zählt knapp 50 Mitlieder, über 38 % davon sind Frauen.

Die regelmäßig erhobenen Daten zu den Investitionsausgaben belegen auch eindrücklich die wirtschaftliche Bedeutung der Musikkapellen: für Probelokale, Instrumente, Trachten, Musikalien und die Aus- und Weiterbildung werden landesweit pro Jahr rund 6.200.000 € aufgewendet. Davon werden etwa 1/3 durch öffentliche Beiträge gedeckt, der Rest stammt von Beiträgen der lokalen Banken, Spenden von Betrieben und der Bevölkerung und vor allem aus Eigenleistungen der Musikkapellen.

 

Die Bereitschaft zur bedachten Öffnung, verbunden mit dem Bewusstsein um die eigenen kulturellen Wurzeln, hat Südtirol zu einer lebendigen Blasmusiklandschaft erblühen lassen, deren Pflege und Weiterentwicklung vielen Menschen im Lande Auftrag und Verpflichtung ist.

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[1] Die Bürgerkapelle Brixen wurde 1914 aufgelöst und erst nach dem zweiten Weltkrieg wieder neu gegründet. Deshalb reicht zwar die Brixner Blasmusiktradition bis zum Jahre 1801 zurück, nicht aber die Geschichte der heutigen Brixner Bürgerkapelle. Dieses Beispiel zeigt deutlich die Problematik in Bezug auf die Altersangaben der Musikkapellen.

[2] Egg, Erich und Pfaundler, Wolfgang: Das große Tiroler Blasmusikbuch, Verlag Fritz Molden, Wien, München, Zürich, Innsbruck, 1979, Seite 63;
[3] Gänsbacher, Johann: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, Österreichischer Kulturverlag Thaur/Tirol, 1986, Seite 84;
[4] Gufler, Christoph: Festschrift anlässlich des 150jährigen Bestehens der Bürgerkapelle Lana 1832 – 1982, herausgegeben von der Bürgerkapelle Lana, 1982, ohne Seitenzahl;
[5] Knapp, Ernst: Kirchenmusik Südtirols, Verlagsanstalt Athesia, Bozen, 1993, Seite 156;
[6] Knapp, Ernst: a.a.O., Seite 137;

{7] Zwischen 1918 und 1929 wurden 24 Musikkapellen neu gegründet;

[8] Der in Bozen bestehende „Corpo Musicale Mario Mascagni“ ist nicht Mitglied im VSM

Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.

Richard Wagner

Mit freundlicher Unterstützung